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Leipziger Buchmesse 2018: Für das Wort und die Freiheit?

Vier Tage lang hatte sich die Leipziger Buchmesse das Motto #freethewords auf die Fahnen geschrieben – oder um es in althergebrachter Weise zu sagen – man wollte für das Wort und die Freiheit einstehen. Viele Menschen verbinden mit Freiheit das Aufbrechen von Grenzen – und solche gibt es in unterschiedlicher Erscheinung: Sprachbarrieren hindern Nationen vom Genuss literarischer Werke, Lese- und Rechtschreibstörungen erschweren vor allem jungen Menschen die Wege der Allgemeinbildung, Schreibblockaden treiben Erstautoren in die Verzweiflung, Verlage klagen über wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Stiftungen und Vereine wünschen sich mehr öffentliche Wahrnehmung. Kluge und einflussreiche Köpfe aus unterschiedlichen Bereichen sind also zusammengekommen um die Situation mit der Freiheit zu verbessern. Es gibt eine ganze Bandbreite an Initiativen und Plattformen; das Netzwerk ist stellenweise erfreulich engmaschig.

 

Auch der Freie Deutsche Autorenverband war vertreten, freundschaftlich unterstützt vom SALON LiteraturVerlag und der Edition Märkische LebensArt. An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an alle Mitglieder aussprechen, die sich in den turbulenten vier Tagen um die kurzfristige Organisation und die Umsetzung durch z.B. Standdienst gekümmert haben.

 

Auch unser Verband beruft sich auf die Freiheit des Wortes. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder reflektiert, welche Bedeutung dieser Leitspruch mit sich zieht, welchen aktuellen Bezug er hat und wie wir ihm gerecht werden können. Das die Leipziger Buchmesse jenes Motto ungleich schwerer in ihr Portfolio aufgenommen hat, zeigt uns als Verband, dass unsere Diskussionen richtig waren und wichtiger als bisher werden. In unserem Verband vereinen wir Schriftsteller und Buchhändler, Verleger, Übersetzer, angehende Autoren und Selfpublisher. Diese Vielfalt an eigenen Interessen (der Lyriker möchte, dass seine Werke zitiert werden; der Übersetzer mag die Werke, welche er liebt, auch anderen Nationen zugänglich machen; angehende Autoren suchen methodische Hilfe, etc.) ist das Spiegelbild zu den eingangs erwähnten Grenzen, welche Politik, Wirtschaft, Kultur, Religion, Demographie und Technologie uns aufgezeigt haben.

 

Ich schrieb anfangs lakonisch, die Gäste der Leipziger Buchmesse kamen zusammen, um die Situation mit der Freiheit zu verbessern. Das "Wort" sparte ich aus, denn ich denke, der große Begriff "Freiheit" ist auf den Leseinseln, auf den Videoleinwänden und in den Podcasts der Presse gut aufgehoben. Als Freier Deutscher Autorenverband sollten wir uns dem "Wort" als solches widmen und es "befreien", indem wir unsere Mitglieder nach Möglichkeit in ihren Interessen unterstützen. Beispielsweise ermöglichen wir traditionell eine Veranstaltung am Messesamstag im Rahmen von "Leipzig liest!". Dieses Jahr brachten Katrin-Schinköth Haase und Florian Claus Biographie und Werke des Dichters Christian Morgenstern in einem musikalischen Theaterstück dem Publikum näher. Zeitgleich konnte der Landesverband Sachsen dem tschechischen Autor und Filmemacher Petr Mikšíček eine Lesung über die Sagengestallt "Marzebilla" ermöglichen. Beide Veranstaltungen zeigen exemplarisch, wie der Freie Deutsche Autorenverband für eigene wie außenstehende Autoren helfend zur Hand gehen kann, wie wir unsere Rolle als Kulturschaffende in einer Gesellschaft erfüllen und dabei Werte und Bildung vermitteln können.

 

Mag 2018 der äußere Auftritt auf der Buchmesse weniger glanzvoll erschienen sein als in den Vorjahren – die innere Selbstfindung, die wir Mitglieder mit dem Verein derzeit durchlaufen, hat höheren Stellenwert. Sie wird zukunftsweisend und mit unseren gegebenen Mitteln der Freiheit des Wortes zugänglich sein.

Oliver Guntner, 16.05.2018

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